Mit einem hochkarätig besetzten Programm und einer Vielzahl praxisnaher Beiträge hat unsere Fachgruppe Tragwerksplanung ihren Thementag „BIM in der Tragwerksplanung“ erfolgreich durchgeführt. Der von der Fachgruppe gestaltete und moderierte Austausch – Moderator des Tages war buildingSMART Deutschland Vorstandsmitglied Jörg Ziolkowski (ASTOC Architects and Planners GmbH) – bot den Teilnehmenden einen tiefen Einblick in aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und Perspektiven der digitalen Tragwerksplanung.
Auftakt: Vorstellung von buildingSMART Deutschland und der Fachgruppe
Zum Auftakt stellte Rainer Raacke, Leiter Standardisierung von buildingSMART Deutschland, die Arbeit von buildingSMART Deutschland und die Bandbreite der technischen Services des Verbandes vor – darunter die offenen Standards und Formate IFC, IDS, BCF, openCDE, bSDD und UCM sowie das buildingSMART Professional Certification Program.
Anschließend gaben Mathis Becker (ahw Ingenieure GmbH) und Nicodemus Jansson (WTM Engineers GmbH), Sprecher der Fachgruppe Tragwerksplanung, einen aufschlussreichen Überblick über die Arbeit der Fachgruppe und die aktuellen Themen, mit denen sich Tragwerksplanerinnen und Tragwerksplaner im digitalen Wandel auseinandersetzen. Zu überwindende Herausforderungen sind dabei Fähigkeitsdefizite, fehlende Anwenderkenntnisse sowie unklare Rollen und Verantwortlichkeiten im Planungsprozess.
Mit praxisrelevanten Fragen – etwa „Was ist das Fachmodell Tragwerksplanung?“, „Was sagt die HOAI dazu?“ oder „In welchen Leistungsphasen muss ein BIM-Modell TWP geliefert werden?“ – greift die Fachgruppe zudem zentrale Themen aus dem Berufsalltag auf. Darüber hinaus wurden die beiden von der Fachgruppe erarbeiteten Publikationen "BIM-Anwendungsfälle aus Sicht der Tragwerksplanung" (2023) und "LOI im BIM-Prozess aus Sicht der Tragwerksplanung" (2025) vorgestellt, die eine hilfreiche Orientierungshilfe für Fachplaner sind.
Aktuelle Fragestellungen der Fachgruppe sind derzeit:
- Schnittstellen zu den Berechnungsmodellen der TWP – und zurück
- Koordination der Fachmodelle, z. B. bei der Schlitz- und Durchbruchsplanung
- Doppelte Modellierung des Rohbaus (Architektur und Tragwerksplanung)
- Effektiver Nutzen des Modells auf der Baustelle
- Erstellung und Pflege von As-Built-Modellen
- Plan oder Modell? Wohin geht die Reise?
- KI in der Tragswerksplanung
Materialität im Fokus: Stahl, Holz und Massivbau im digitalen Kontext
Im Themenblock „BIM aus Sicht der Materialität“ zeigten Vertreter aus Stahl-, Holz- und Massivbau, wie unterschiedlich die Anforderungen an modellbasiertes Arbeiten in Abhängigkeit vom Werkstoff sind.
Dr.-Ing. Waldemar Weisheim (stahl + verbundbau GmbH) hob die hohe Detailtiefe, die Bedeutung der Verbindungstechnik und den hohen Automatisierungsgrad im Stahlbau hervor. Florian Willers (PIRMIN JUNG Deutschland GmbH) präsentierte den Holzbau anhand eines Studierendenwohnheims und Alexander Hofbeck (Bollinger+Grohmann) betonte für den Massivbau, dass in diesem Bereich noch sehr klassisch gearbeitet werde, der Massivbau von einer Vielzahl an Prozessen geprägt sei. Diese müssten zunehmend digital unterstützt werden.
Auch im anschließenden Dialogpanel wurde deutlich, dass BIM in den verschiedenen Materialdisziplinen unterschiedlich gedacht wird, aber auch gemeinsame Herausforderungen hat.
BIM in der Zusammenarbeit der Planungspartner
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Zusammenspiel zwischen Tragwerksplanung und anderen Disziplinen. Anja Koch (selbstständige Architektin) beleuchtete die Schnittstellen zur Architektur, Sebastian Wieczorek (ZWP Ingenieur-AG) die zur Technischen Gebäudeausrüstung und Frank Beister (OTTO WULFF Bauunternehmung GmbH) die Perspektive der Ausführenden.
Angesprochen wurden dabei unter anderem die unterschiedlichen Formen der Zusammenarbeit. Und: BIM ist vor allem auch eine Frage der Kommunikation. Insgesamt müsse das Ziel des modellbasierten Arbeitens sein, Informationen so aufzubereiten, dass sie genutzt werden können.
Zukunftsblick: Prüfer, Software, Künstliche Intelligenz
Den Abschluss des Thementags bildete der Themenblock „BIM aus der Sicht von Morgen“. Dipl.-Ing. Leif Lorenzen (BT-Ing. Baseler Thiesemann Beratende Ingenieure) und Dr.-Ing. Johannes Kreutz (Khoch3 GmbH) beleuchteten die Perspektive der Prüfingenieure. Stefan Maly (SOFiSTiK AG) gab Einblicke in aktuelle Entwicklungen aus Sicht der Softwareindustrie und Toni Nabrotzky (Universität Rostock) zeigte, wie Künstliche Intelligenz künftig Routineaufgaben automatisieren und die Qualitätssicherung in der Tragwerksplanung unterstützen kann.
Fazit
Der Thementag "BIM in der Tragwerksplanung" machte eindrucksvoll deutlich, wie vielfältig und praxisnah das Thema BIM im Bauwesen bereits gelebt wird – und wie groß das Potenzial ist, wenn Disziplinen, Materialien und Prozesse digital vernetzt gedacht werden.
Weitere Informationen und Kontakt zu unserer Fachgruppe Tragwerksplanung finden Sie hier.
