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BIM trifft Gebäudeautomation: buildingSMART Deutschland initiiert neue Fachgruppe

09.11.2025

Roundtable zu BIM und Gebäudeautomation

Wie lassen sich Building Information Modeling (BIM) und Gebäudeautomation künftig enger verzahnen? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Roundtables Gebäudeautomation von buildingSMART Deutschland, an dem am 10. November 2025 mehr als 70 Fachleute teilnahmen. In dem gut zweistündigen Online-Workshop wurde diskutiert, wie schon bei der Gebäudeplanung (Architektur und TGA) die Anforderungen der Gebäudeautomation und des effizienten Gebäudebetriebs berücksichtigt werden können – und welche Datenmodelle und Konzepte für den Datenaustausch geeignet sind.

Gunther Wölfle, Geschäftsführer von buildingSMART Deutschland, eröffnete die Veranstaltung mit einem Plädoyer für interdisziplinäres Handeln, Kooperation und Offenheit – zentrale Werte, für die buildingSMART steht. Ziel des Roundtables war es, die inhaltliche Weiterentwicklung des Themas und die Gründung einer eigenen Fachgruppe vorzubereiten.

In kurzen Impulsen zeigten Expertinnen und Experten aus Industrie, Planung und Forschung aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze:

  • Frank Schröder (Phoenix Contact) betonte die Relevanz eines frühzeitig entwickelten Betriebskonzepts. Die größten Kosten entstünden im Lebenszyklus eines Gebäudes im Betrieb – entscheidend sei daher, bereits in der Leistungsphase 0 gemeinsam die Weichen zu stellen und BIM-Modelle gezielt dafür zu nutzen.

  • Christian Henke (Beckhoff Automation) illustrierte anhand von Praxisbeispielen, wie wichtig ein durchgängiger Datenfluss von der Planung bis zum Facility Management ist. Standards, Prüftools und die Rolle eines „Software-System-Architekten“ seien dabei zentrale Erfolgsfaktoren.

  • Christian Ziegler (BAT Building Automation Team) wies auf die Lücke zwischen Anspruch und Realität im Gebäudebetrieb hin: Unterschiedliche Softwarelösungen, fehlende Standards und widersprüchliche Interessen führten häufig zu Medienbrüchen. Im Zentrum müsse daher eine konsistente, an den Kundenanforderungen ausgerichtete Baudokumentation stehen.

  • Felix Rosendahl (Solar Computer) machte aus Sicht der TGA-Planung deutlich, dass viele Architekturmodelle derzeit noch nicht für gebäudetechnische Berechnungen taugen – es fehlten etwa Informationen zu Flächen, Nachbarraumbeziehungen oder Bauteileigenschaften. Gefordert seien spezialisierte Tools und IT-Fachkräfte, die gezielt die Schnittstellen zwischen Architektur, TGA und Automation betreuen.

  • Prof. Dr. Silva de Lima Vasconcelos von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin präsentierte studentische BIM-Projekte zur nachhaltigen Gebäudetechnik – darunter einen Digitalen Zwilling, die Verknüpfung von BACtwin- und IFC-Schema sowie eine Open-Source-basierte CDE. Mit der Software Dynamo zeigte sie, wie bidirektionale Datenflüsse zwischen Modell, Gebäudeautomation und Monitoring-Systemen realisiert werden können.

  • Michael Göbel (Bayer AG / NAMUR) unterstrich die Bedeutung einer digitalen Fortschreibung von TGA-Daten, um Installationsprozesse und Betrieb effizienter zu gestalten. Standardisierte Gebäudemodelle müssten über den gesamten Lebenszyklus hinweg ohne Medienbrüche verfügbar bleiben – die maschinenlesbare AAS-Shell der IDTA biete dafür eine solide Grundlage.

In der abschließenden Diskussion wurde deutlich: Viele gute Vorarbeiten existieren bereits – sowohl aus anderen Organisationen als auch aus der Normung und Regelsetzung. buildingSMART Deutschland kann künftig eine koordinierende und konsolidierende Rolle an der Schnittstelle von Gebäudemodell und Prozessautomation übernehmen – mit besonderem Fokus auf Open-BIM-Prozesse und herstellerneutrale IT-Schnittstellen.

Im Roundtable wurden bereits zahlreiche konkrete Ansatzpunkte besprochen, etwa die Entwicklung einer Taxonomie, die Harmonisierung von Begriffen im buildingSMART Data Dictionary (bSDD), die Veröffentlichung von Anwendungsfällen auf der Use Case Management-Plattform (UCM) sowie die Erarbeitung eines Glossars im bSD Verlag. Ein ergänzendes Framework könnte zudem helfen, bestehende Arbeiten systematisch zu bewerten und einzuordnen.
Auch die künftig wichtiger werdende Rolle eines IT-System-Architekten mit fundierter technischer Expertise („harte IT“) wurde diskutiert – inklusive der Möglichkeit, hierfür Anforderungsprofile zu definieren.

Der nächste Schritt: Die Ideen sollen nun gebündelt und in eine konkrete Vorhabensbeschreibung überführt werden. Wer sich an der zukünftigen buildingSMART-Fachgruppe „BIM und Gebäudeautomation“ beteiligen möchte, kann sich bis zum 30. November 2025 in der buildingSMART-Geschäftsstelle melden. Auf Wunsch ist dort auch das Protokoll des Roundtables erhältlich. Voraussetzung für die Mitarbeit ist eine Mitgliedschaft bei buildingSMART Deutschland.
 

 

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