Zehn Jahre nach dem BIM-Stufenplan fällt die Bilanz gemischt aus: Vieles wurde erreicht, doch es bedarf neuer Ziele und klarer Führung. Dies wurde in der Podiumsdiskussion auf der INTERGEO am 8. Oktober 2025 deutlich, die von Prof. Jörg Blankenbach (RWTH Aachen) moderiert wurde und an der Dr. Thomas Wilk (Regierungspräsident Köln), Ralf Mosler (Autodesk), Markus Hochmuth (Mitglied des Vorstands von buildingSMART Deutschland) und Dr. Katharina Lundenberg (BIM-Cluster Hessen) teilnahmen.
Digitaler Bauantrag als „Killeranwendung"
Dr. Thomas Wilk stellte die digitale Baugenehmigung in den Mittelpunkt. Diese gilt für ihn als „Killeranwendung“, die den Wandel in der Verwaltung sichtbar und greifbar macht. Entscheidend seien dabei positive Anreize für für die Anwender statt Sanktionen. „Wir müssen ins Tun kommen – und auch Fehler machen dürfen”, betonte Thomas Wilk. Als Vorbild nannte er die Finanzverwaltung mit dem Online-Portal ELSTER oder dem automatischen Steuerbescheid in Hessen. Beides seien Beispiele für die richtige Haltung, die es brauche, um Digitalisierung der Verwaltung richtig voranzubringen. Zugleich wies er auf die rechtlichen Rahmen der Verwaltung hin, die sich nunmal an Recht und Gesetz halten müsse. Unter seiner Leitung soll der Regierungsbezirk Köln Modellverwaltung für Open-BIM werden.
„Wir müssen ins Tun kommen – und auch Fehler machen dürfen.“ – Dr. Thomas Wilk, Regierungspräsident Köln
Stufenplan wirkt
Ralf Mosler sieht im zehnjährigen Stufenplan „das Beste, was uns passieren konnte“. Jetzt brauche es jedoch neue Energie und Führung. Die Digitalisierung sei kein Technik-, sondern ein Führungs- und Kulturthema. „Wir müssen den Kultur-Clash zwischen analog und digital überwinden und den Nutzen der Digitalisierung in den Vordergrund stellen.“ Im internationalen Vergleich werde die Digitalisierung stärker durch Wettbewerbsdruck, Leidenschaft und Neugier vorangetrieben. Ralf Mosler fordert, aus der Komfortzone zu treten und „Digital Natives“ in die Verantwortung zu bringen. Führungskräfte müssten Ressourcen bereitstellen und klare Ansagen machen. Künstliche Intelligenz könne künftig dabei helfen, Planungs- und Bauprozesse und insbesondere Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen und Komplexität zu reduzieren.
Neue Ziele nach Stufenplan
Markus Hochmuth richtete den Blick auf den Informationsfluss. „Wir müssen die Durchgängigkeit im Austausch zwischen Planung, Genehmigung, Bauausführung und Betrieb sicherstellen und schneller werden“, sagte er. Zehn Jahre nach dem Stufenplan sei es an der Zeit, neue, ambitionierte Ziele zu formulieren. Er erwartet mehr unternehmerisches Denken und Agilität im öffentlichen Sektor. Auf der operativen Ebene empfiehlt er ebenfalls, junge Leute in die Verantwortung zu bringen. „Der Flaschenhals bei der Digitalisierung ist häufig die Management-Ebene“, so Markus Hochmuth.
BIM in die Breite tragen
Bevor neue ehrgeizige Ziele formuliert werden, müsse BIM zunächst „in die Breite“ getragen werden, betonte Dr. Katharina Lundenberg. Noch immer herrsche vielerorts „BIM-Betroffenheit“ – insbesondere in den Verwaltungen. Sie hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für die Geodäten: „Geodäten sind keine Zaungäste, sondern zentrale Akteure in BIM-Projekten.“ Zugleich mahnte sie, dass Verwaltungen klare Vorgaben und übergeordnete Strukturen bräuchten. „Einfach mal machen“ sei dort keine Option. Für sie ist Kommunikation die eigentliche „Killerapplikation“ bei der Digitalisierung, insbesondere zwischen den verschiedenen Verwaltungsebenen.
Am Ende der Diskussion zeigte sich: Technik allein reicht nicht aus. Ob digitaler Bauantrag, Geodaten oder KI – letztlich sind Haltung, Führung und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, entscheidend. Der Wandel im Bauwesen ist zwar in vollem Gange, doch Tempo, Vertrauen und Zusammenarbeit müssen weiter wachsen.