Die öffentliche Hand ist vielfältig – "öffentliche Hand ist nicht gleich öffentliche Hand", sagte einer der Teilnehmer während des buildingSMART-Roundtable am 1. Juli 2025. Rund 130 Vertreterinnen und Vertreter aus allen 16 Bundesländern – von A wie Amt für Bundesbau bis Z wie Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung –trafen sich zu der Informationsveranstaltung zur Gründung einer neuen buildingSMART-Fachgruppe BIM für die öffentliche Hand.
Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Eduard Dischke, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von buildingSMART Deutschland, die Teilnehmenden.
Lebenszyklusdenken und Change-Management
Konrad Helbig vom BIM Berliner Immobilienmanagement betonte in seinem Impulsvortrag die Bedeutung eines ganzheitlichen Lebenszyklusgedankens. Wer BIM nutzen will, müsse den gesamten Lebenszyklus im Blick haben. Gefragt seien nicht nur Planer und Bauleiter, sondern auch Betreiber, Verwalter und Portfoliomanager.
Zwei Erkenntnisse hob Konrad Helbig besonders hervor. Die Usability modellbasierter Arbeit ist wichtiger als die Funktionsvielfalt. Nur wenn die Arbeit spürbar leichter wird, funktioniert auch die Einführung. Dazu zählt beispielsweise die Schaffung einer einheitlichen Systemlandschaft und eines Common Data Environments (CDE). Zweitens hängt der Erfolg von BIM entscheidend vom Change-Management ab. In vielen Köpfen muss erst ein Bewusstsein für BIM geschaffen werden.
Daten sind die Grundlage für die Smart City
Die Diskussion beim Roundtable zeigte, wie wichtig es ist, die vorhandenen Datenschätze zu heben. Um diese zu nutzen, ist eine neue, umfassende Sicht auf die Datennutzung erforderlich. Bereits vor Projektstart muss geklärt werden, wer welche Daten wann benötigt.
Michael Stamm von der Landeshauptstadt Stuttgart griff das Thema Daten in seinem Impuls zu den "Lessons Learned" bei der BIM-Einführung in der Stadt auf: Gute Analysen benötigen qualitativ hochwertige Daten; sie müssen strukturiert, schnittstellenkompatibel und transferierbar sein; letztlich sind sie die Grundlage für eine Smart City. Allerdings gebe es bei den Daten häufig kaum Standards, so der Programm-Manager bei BIM.Stuttgart. Jeder probiert selbst aus. "Es braucht zwingend ein System zur Datenpflege", sagte Michael Stamm weiter.
Die Herausforderungen bei der Etablierung digitaler Prozesse ergeben sich aus der schieren Größe und Komplexität der Aufgabe. Alle Referate, Ämter und Betriebe müssen eingebunden werden.
Dazu zählen die planenden und bauenden Ämter, die bauverwaltenden Ämter und die Gebäude verwaltenden Eigenbetriebe. Sowie die Nutzer der Bauwerke. Alle müssen mitgenommen und überzeugt werden.
BIM einfach gestalten
Robert Schmid von der Landesbaudirektion Bayern und Christian Großheim von der Gebäudewirtschaft der Stadt Köln stellten die im Jahr 2024 gegründete Initiative "BIM – Einfach miteinander" vor. Die Initiative prüft, wie praxistauglich Vorgaben für Behörden sind. Ziel ist es, die Implementierung von BIM für die Arbeitsebene in Behörden so einfach wie möglich zu gestalten. Zudem gebe es verschiedenste Bedarfe der eingebundenen Menschen. Die Anforderungen an BIM unterscheiden sich je nach Einrichtung.
Auch Agnes Kelm von der Bergischen Universität Wuppertal unterstrich den Bedarf an Austausch. Sie stellte den Wissenszirkel "Öffentliche Hand – Digitalisierung und BIM" vor.
Eine Erkenntnis der bisherigen Treffen des Zirkels ist, dass Kommunen beim Thema BIM unterschiedlich weit sind.
In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass in den Behörden oft eine umfassende BIM-Strategie fehlt. Viele Behörden schieben die Implementierung auf die Arbeitsebene ab.
Handlungsfelder einer zukünftigen buildingSMART-Fachgruppe
Rainer Raacke, Leiter Standardisierung in der Geschäftsstelle von buildingSMART Deutschland, informierte über die grundlegenden Ziele der buildingSMART-Fachgruppen. Dazu zählen die Vernetzung und der Austausch, auch zu den offenen Standards und Services von buildingSMART.
Als Aufgabenfelder für die künftige buildingSMART-Fachgruppe "BIM für die öffentliche Hand" diskutierten die Teilnehmer beispielsweise die Herstellung von Transparenz bei bestehenden Netzwerken.
Ebenfalls angesprochen wurde die Bündelung der Initiativen unter dem Dach von buildingSMART sowie buildingSMART als Plattform, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der öffentlichen Hand mit existierenden Informationen zu versorgen. Alle waren sich einig: Doppelarbeiten gilt es zu vermeiden.
Wie geht es weiter?
Bei Interesse an einem Engagement in der neuen Fachgruppe können sich Interessierte an die Geschäftsstelle wenden. Voraussetzung für eine Mitarbeit ist die Mitgliedschaft bei buildingSMART Deutschland. Bei einer sehr großen Teilnehmerzahl ist auch die Bildung von Unterarbeitsgruppen möglich, die sich mit verschiedenen Themen beschäftigen.
Der Vorstand von buildingSMART Deutschland und die Geschäftsstelle unterstützen die neue Fachgruppe. Der Vorstand gibt auch formal die Vorhabensbeschreibung der neuen Fachgruppe frei. Darin stehen auch die Ziele der Fachgruppe.
Bei Fragen zur Mitarbeit in der Gruppe ist Georg Knobloch von der Geschäftsstelle von buildingSMART Deutschland Ihr Ansprechpartner.