Prof. Carolin Bahr von der Hochschule Karlsruhe spricht beim 6. Karlsruher Bauherrenkongress zum Thema "BIM im Facility Management – mehr als nur eine Schnittstelle"
Am 10. Juli 2025 findet der 6. Karlsruher Bauherrenkongress statt. Das Leitthema der diesjährigen Veranstaltung ist "Gebäude nachhaltig betreiben – Chancen der Digitalisierung nutzen". Dabei werden Pilot- und Vorbildprojekte der öffentlichen Hand und privater Auftraggeber präsentiert, die deutliche Mehrwerte für den Betrieb und die Nutzung von Gebäuden erbringen. Referentin an dem Tag ist auch Prof. Carolin Bahr von der Hochschule Karlsruhe. Wir sprachen mit ihr im Vorfeld der Veranstaltung über die Vorteile der Verbindung von BIM und FM und darüber, was Teilnehmerinnen und Teilnehmer von der Veranstaltung erwarten dürfen.
Frau Prof. Bahr, Ihr Vortrag auf dem Karlsruher Bauherrenkongress trägt den Titel "BIM im Facility Management – mehr als nur eine Schnittstelle". Was möchten Sie damit bewusst hinterfragen oder auch geraderücken?
Mit dem Titel möchte ich ein gängiges Missverständnis aufgreifen: Dass BIM im Facility Management vor allem für die Datenübergabe zum Betriebsstart steht. Ich möchte zeigen, dass BIM im FM viel früher ansetzen kann – und muss. Wenn FM-Anforderungen schon in der Planungs- und Bauphase systematisch mitgedacht werden, entsteht ein echter Mehrwert für den Betrieb, die Nachhaltigkeit und die Wirtschaftlichkeit eines Gebäudes über Jahrzehnte hinweg.
Inwiefern verändert BIM die Anforderungen an das Facility Management – gerade mit Blick auf den Betrieb öffentlicher Gebäude?
BIM unterstütz ein Umdenken im FM: weg vom reaktiven Verwalten hin zum vorausschauenden und datengestützten Managen. Gerade bei der öffentlichen Hand steigen die Anforderungen an Dokumentation, Energieeffizienz und Betreiberverantwortung. Mit BIM lassen sich diese Anforderungen besser erfüllen.
"Durch das frühe "Mitdenken" des Facility Managements lassen sich viele Probleme und Überraschungen später im Betrieb vermeiden."
Welche Mehrwerte sehen Sie konkret, wenn FM-relevante Informationen schon in der Planungs- und Bauphase systematisch mitgedacht werden?
Durch das frühe „Mitdenken“ des Facility Managements lassen sich viele Probleme und Überraschungen später im Betrieb vermeiden. Dies fängt an bei den technischen Anlagen und den Wartungsintervallen geht über Flächen und Raumdaten für die Reinigung bis hin zum Energiemanagement. Auch der Übergang in den Betrieb kann reibungsloser verlaufen, da die Daten schon frühzeitig zur Verfügung stehen und ohne Informationsverlust in hoher Qualität verfügbar sind. Unnötige Medienbrüche und Mehrfacherfassungen lassen sich vermeiden, so dass sich durch die Berücksichtigung des FMs die Betriebssicherheit und Qualität erhöhen und die Betriebskosten reduzieren.
Viele Bauherren haben BIM zunächst mit Planung und Bau assoziiert. Warum lohnt es sich, als Betreiber jetzt aktiv zu werden – und was braucht es dafür?
Der Betrieb ist die längste und teuerste Phase im Gebäude-Lebenszyklus. Vielen Bauherren ist nicht klar, dass 80% der Lebenszykluskosten im Betrieb entstehen. Betreiber sollten daher frühzeitig definieren, welche Anforderungen Sie im Betrieb haben und welche Daten sie wirklich brauchen. Diese sind in den AIR (Anm. d. Redaktion: AIR=Asset Information Requirements) festzuschreiben. Das ist der Schlüssel, um BIM über die Bauphase hinaus sinnvoll zu nutzen. Neben klaren Anforderungen an den Betrieb ist interdisziplinäre Zusammenarbeit notwendig. Im Idealfall ist im Projektteam ein "FM-Manager" involviert, der den Betrieb von Anfang an im Auge hat.
Was erwarten Sie vom 6. Karlsruher Bauherrenkongress – und warum lohnt sich eine Teilnahme aus Ihrer Sicht ganz besonders?
Ich freue mich auf spannende Impulse, konkrete Praxisbeispiele – und den Austausch zwischen Bauherren, Planern und Betreibern. Gerade der interdisziplinäre Blick macht den Kongress so wertvoll. Wer zukunftsfähig bauen und betreiben will, ist hier genau richtig.
Frau Prof. Bahr, vielen herzlichen Dank für das Gespräch.
Zum 6. Karlsruher Bauherrenkongress:
Der 6. Karlsruher Bauherrenkongress findet am 10. Juli 2025 in der IHK Karlsruhe statt. Er wird von zahlreichen Architekten- und Ingenieurkammern als Weiterbildung anerkannt
Hier kommen Sie zum ausführlichen Programm und zur Anmeldung.
